Camilla und der neue Stall

17 Jan. 25

Camilla und der neue Stall

Ich werde Camilla von meinen Zweibeinern genannt und lebe seit vielen Jahren auf diesem Hof. Als Kalb kam ich mit meiner Mutter und Tanten auf den Hof und entdeckte den ersten Sommer und das kleine Tal in der Oberlausitz.

Heute möchte ich berichten, wie es sich im Winter auf dem Hof lebt.

Die ersten Jahre verbrachten wir im Kuhstall des Hofes.
Ein Gebäude, welches vor über einhundert Jahren errichtet wurde und wo es für lange Zeit die Heimstatt von Milchkühen war. So wie es damals üblich war, standen sie angebunden auf Mittellangständen und erhielten ihr Futter und Wasser auf schmalen Futtergängen.
Später erleichterte eine Melkmaschine das bisher vorherrschenden Handmelken und eine Mistbahn entlastete die schwere Arbeit beim Ausmisten. Im Sommer grasten die Milchkühe auf den Weiden und konnten die Zeit so genießen wie wir jetzt.

Doch alles hat seine Zeit, die Milchkühe verließen den Stall und die Weiden harten ihrer Dinge. Mit unserer der Reise in die Oberlausitz bekamen die Weiden wieder eine
Zweckbestimmung und der Stall im Winter Bewohner.

So sah der Kuhstall vorher aus

Unserer Zweibeiner gestalteten den Stall mit einfachen Mittel zu einem Laufstall um.
Wo früher 20 Milchkühe angebunden standen, wurde ein Winterquartier für fünf Muttertiere geschaffen. Wir hatten im Winter ein trocknes und warmes Quartier und den Auslauf im Obstgarten genossen wir sehr.

Viel Wissen für unseren neuen Stall

Der alte Stall machte aber auch viel Arbeit für die Zweibeiner, denn das Ausmisten war
weiterhin mit Handarbeit verbunden. Wasser musste mit einem Schlauch wöchentlich in
einen Vorratsbehälter gepumpt werden. Der so entstandene Tieflaufstall benötigte viel Stroh und produzierte daher ebenfalls viel Mist. Und dann war wieder die Handarbeit. Da unserer Zweibeiner auch nicht jünger wurden, beschlossen sie den Stall umzubauen.

Dafür steckten sie all ihr Wissen, ihre Wünsche und mehr in diesen Stall.
Nun schaut euch diesen „Zebu-Stall“ an. Wir haben weiterhin viel Platz. Einen eigenen
Schlafbereich. Wasser steht durch die eingebauten Tränken ständig temperiert zur
Verfügung. Ein breiter Futtergang ermöglicht die Bevorratung mit Heu auch für mehrere Tage. Der erhöhte Freßgang wird täglich gereinigt.

Es gibt auch noch zwei Abteile, mit denen wir zuerst gar nichts anfangen konnten. Später
erkannten wir den Sinn dieser Bereiche. Es ist die Abkalbebox und ein Raum mit Kälberschlupf, darin können sich unserer Kälber zurückziehen und schlafen.

Das schmackhafte Heu fällte von der Decke und der Stall wird hell erleuchtet in der dunklen Jahreszeit.

Der schönste Stall der Welt

Besonders mögen wir das farbige Licht, welches in der Nacht den Stall ausstrahlt. So können wir beruhigt zu Futtertisch gehen, ein paar Bissen zu uns nehmen und danach wieder
unseren Schlafbereich aufsuchen.

Ich schaute unseren Zweibeinern in die Augen und dachte, dies ist der schönste Stall in der Welt. Ein Zweibeiner schaute mich länger an und schien meine Gedanken zu lesen.

Er sagte auf einmal: „Es ist der zweitschönste Stall in der Welt“. Ich schaute ihn erneut und verwundert an. Dann sprach er: „Den schönsten Stall habt ich noch nicht gefunden, den such ich noch“.
„Camilla“ sagte ich mir:  „… verstehe die Menschen?“